Zur Biologie und Ökologie der Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)

Ergebnisse eines Seminars vom 02.12. bis 03.12.1999
Verbreitung

Die Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) kommt nach CORBET & HARRIS (1991) und STEBBINGS & GRIFFITH (1986) vor allem im östlichen Zentral- und Südeuropa mit den größten Beständen in Rußland vor. Zwischen Ostsee, Ural, Kaukasus und Kleinasien, Frankreich und dem europäischen Mittelmeerraum (mit Ausnahme von Teilen der iberischen Halbinsel) sollen nur kleine Vorkommen existieren. Die Britischen Inseln, Skandinavien, Dänemark gelten als weitgehend unbesiedelt.

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Verbreitungskarte (vergrößerbar)

Mit freundlicher Genehmigung des Autors Johann Thissens entnommen aus: Mitchell-Jones, A.J. et al.,1999: The Atlas of European Mammals. Poyser, London. 484 pp.

Die Ergebnisse der Veranstaltung zeigten, daß Rauhhautfledermäuse mit jahreszeitlich wechselnden Häufigkeiten in vielen Teilen Ost- und Mittel- sowie Südeuropas nachgewiesen werden können. Für Estland und Lettland berichteten Gunars Petersons (Latvian University of Agriculture, Faculty of Veterinary Medicine, Jeglava/Latvia) und Matti Masing (Estonian Naturalist Society, Tartu/Estland) ausschließlich von Nachweisen zwischen Mai und September. Auffällig ist die absolute Dominanz der Weibchen in der auf 10 - 50.000 Individuen geschätzten Population. Hinweise auf Überwinterungsquartiere liegen aus dem Baltikum bislang nicht vor.

Für Schweden teilte Ingemar Ahlen (Department of Conservation Biology, Uppsala/Schweden) brieflich das regelmäßig Auftreten von P. nathusii – Schwärmen in südlichen Landesteilen mit.

Aus dem östlichen Mecklenburg-Vorpommern und für Ostbrandenburg sind, so Axel Schmidt (Beeskow), Wochenstuben von Rauhhautfledermäusen erst seit 1980 nachweisbar, obwohl Paarungsgebiete durchaus seit längerem bekannt waren. Seither ist eine ziemlich rasante Zunahme der Wochenstuben zu verzeichnen. Nahezu zeitgleich erfolgten Nachweise im nördlichen Deutschland. Bernd Ohlendorf (Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Sachsen-Anhalt) wies ergänzend auf Nachweise von Wochenstuben in Kastengebieten entlang der Elbe zwischen Magdeburg und Salzwedel hin.

Für Westfalen beschreibt Henning Vierhaus (ABU, Bad Sassendorf-Lohne) das Auftreten der Rauhhautfledermaus in bestimmten Landschaftsräumen im Herbst.

In den Niederlanden galt die Rauhhautfledermaus immer als sehr seltene Species. Peter Lina (Reference Centre for Bat Studies and Conservation – RCBSC, Leiden/NL) verwies auf sich seit 1980 mehrende Winterfunde. Mittlerweile zählt die Art zu den häufigsten Fledermäusen und sie kann nahezu überall in den Niederlanden nachgewiesen werden. Im Winter konzentriert sich das Vorkommen auf den Küstenbereich nördlich Rotterdam. Männchen sind ganzjährig nachweisbar. Von April bis Mitte August werden sie überall gefunden. Weibchen werden erst ab September in den Fledermauskästen nachgewiesen. Hinweise auf Wochenstuben gibt es trotz intensiver Nachsuche kaum. Aus Belgien gibt es, so Lina, erstaunlicherweise kaum Nachweise.

In Großbritannien stieg hingegen, so Tony Hutson (Bats Conservation Trust, London), die Zahl der Nachweise in den vergangenen Jahren deutlich an. Regionale Nachweisschwerpunkte liegen an der Süd- und Ostküste. Kurioserweise finden sich Rauhhautfledermäuse jüngst aber auch auf den Shetland-Inseln, die ansonsten nicht von Fledermäusen besiedelt sind. Die Mehrzahl der Beobachtungen gelingt von April bis Mai und im Herbst.

Die Kenntnisse über Naturquartiere der Rauhhautfledermäuse sind ausgesprochen gering. Die Rauhhautfledermaus gilt als "Waldfledermaus". Die vorgestellten Befunde sprechen dafür, daß gewässerreiche Waldgebiete mit einem hohem Anteil Baumhöhlen bevorzugt werden. Eine enge Habitatbindung ist aber bislang nicht festzustellen. Aus Ostdeutschland berichten Axel Schmidt und Bernd Ohlendorf von Nachweisen aus Kastengebieten. Nach Schmidt zählt die Rauhhautfledermaus in Brandenburg und im östlichen Mecklenburg-Vorpommern zu den dominanten Arten in Fledermauskastengebieten in reinen und unterbauten Kiefernforsten im Bestandsalter von mehr als 100 Jahren.

Saisonale Gebietswechsel

Ringfunde aus den einzelnen Beobachtungsgebieten belegen, daß die Rauhhautfledermaus saisonal großräumige Gebietswechsel zwischen Überwinterungs-, Paarungs- und Wochenstubengebieten durchführt. Ob es sich bei den Ortswechseln um einen gerichteten Zug (vgl. Vogelzug) handelt, ist unklar.

Bei der Rauhhautfledermaus liegen viele (in)direkte Beweise für Ortswechsel entlang der Küste, vom Hauptsommerverbreitungsgebiet im Norden/Nordosten Europas zu Paarungs- bzw. Überwinterungsgebieten im Süden/Südwesten Mitteleuropas, vor. Durch Ringfunde wurden für Einzeltiere Wanderstrecken von über 1.000 km ermittelt.

Netzfänge und Sichtbeobachtungen am Küstensaum (Strand) in Estland, Polen und in den Niederlanden zeigten ein regelrechten Durchzugstau in den Monaten August bis September. Viele im Osten beringte Weibchen der Rauhhautfledermaus fanden sich in Paarungsquartieren im Südwesten, vor allem in den Niederlanden, ein. Dagegen gibt es bislang allerdings nur wenige Wiederfunde von in den Niederlanden beringten Weibchen in den nordöstlichen Wochenstubenquartieren.

Untersuchungsergebnisse aus den Niederlanden zeigen, daß sich dort auch ganzjährig Populationen von ausschließlich Rauhhautmännchen in alten, höhlenreichen Wäldern und Bauminseln in Gewässernähe aufhalten. Diese Waldinseln liegen fast alle in einem 50-70 Km breiten Streifen entlang der niederländischen Küste oder unmittelbar an Flußläufen. Hier werden ab August auch Weibchenhäufungen und Paarungsgebiete mit sehr hoher Territoriendichte beobachtet.

Insgesamt lassen vor allem die Ergebnisse aus den Niederlanden vermuten, daß für Rauhhautfledermäuse ganz bestimmte Waldbereiche in Küstennähe als Rastgebiete, "Trittsteine", bei den Wanderungen und als Paarungsquartiere für die Rauhhautfledermaus von enormer Bedeutung sind. Erste Resultate aus der landesweiten Fledermauserfassung in Niedersachsen zeigen, daß vergleichbare Zusammenhänge auch hier zu erwarten sind.

Paarungsgebiete

Im Herbst und im Winter in den Niederlanden beringte Rauhhautfledermäuse konnten im Sommer in Ostdeutschland und im Baltikum wiedergefunden werden. So gelangen in Ferch (Schwieler See südlich Potsdam) sowohl Ringfunde von Tieren aus Rotterdam (Niederlande), der Nossentiner Heide wie auch aus dem Weichselraum (Polen) und aus Pape (Lettland).

Nachweise von Paarungsquartieren gibt es vor allem aus dem küstennahen Raum mehr westlich gelegener Regionen (z.B. Niederlande). Aus dem Baltikum sind keine Paarungsgebiete bekannt.

Männchen und Weibchen stellen sich unabhängig voneinander in den Paarungsgebieten ein. Die Männchen wandern langsam ab April ein und erreichen im August zur Hauptpaarungszeit ihren Bestandshöhepunkt. Die Weibchen kommen zwischen August und September an. Ab Oktober verlassen die Männchen und Weibchen die Paarungsgebieten in Richtung der Überwinterungsgebiete.

Überwinterungsgebiete

Berichte von überwinternden Rauhhautfledermäusen liegen sowohl aus dem Alpenraum als auch aus dem niederländischen Küstenbereich vor. Im Estland und Lettland beringte Rauhhäute fanden sich später im Jahr in Polen, Deutschland oder den Niederlanden wieder. In Brandenburg markierte Tiere zogen in Überwinterungsgebiete, die südwestlich der Elbe beginnen (Dresden und Mittelgebirgsraum) und sich bis ins Rhonedelta erstrecken. Schwerpunkte der Wiederfunde bestehen am Genfer See und im Bodenseeraum.

Als typische Überwinterungsquartiere der Rauhhautfledermaus galten bislang Höhlen. Lina verweist aber auch auf überwinternde Tiere, die in den Niederlanden im Küstenraum nördlich Rotterdam an und in Gebäuden zu finden sind. Auch aus anderen Untersuchungen lassen sich Tendenzen zur Überwinterung in Städten (Berlin, Basel, Zürich) ableiten.

Wochenstubengebiete

Wochenstuben konnten bislang ausschließlich östlich von Elbe und Oder nachgewiesen werden. Bei den in den baltischen Staaten aufgesuchten Habitaten dürfte es sich nach derzeitigem Kenntnisstand ausschließlich um Wochenstubengebiete handeln. Der Verdacht von Vierhaus auf Wochenstuben in Westfalen ist unbestätigt.

Zudem legen die Befunde geschlechtsspezifische Unterschiede im Verhalten des Ortswechsels nahe. Lina beschrieb, daß die in den Niederlanden überwinternden Weibchen im Frühjahr nach Osten ziehen und lediglich die Männchen in den Niederlanden verbleiben. Schmidt, Masing und Petersons berichteten für den Frühsommer übereinstimmend von einer Zunahme von weiblichen Rauhhautfledermäusen im östlichen Europa. Petersons nimmt an, daß nur die in Lettland geborenen Weibchen zur Wochenstubenzeit auch nach Lettland zurückkehren. Die Rückkehr von Männchen wird hingegen nur sehr selten beobachtet, vermutlich verbleiben sie ganzjährig im westeuropäischen Überwinterungsgebiet.

Die Aufzucht der Jungen erfolgt in Baumhöhlen, Häusern sowie Fledermauskästen.

Gefährdung der Rauhhautfledermaus

Die vorgestellten Daten suggerieren einen hohen Kenntnisstand zur Biologie und Ökologie der Rauhhautfledermaus. Obwohl die Rauhhautfledermaus sicherlich zu den besser untersuchten Fledermausarten zu zählen ist, offenbaren sich bei differenzierter Betrachtung nach wie vor erheblich Kenntnisdefizite in schutzrelevanten Fragen. Erkenntnisse, die eine ausführliche Beschreibung der Biologie und Ökologie der Art und darauf aufbauend die Entwicklung einer Erhaltungsstrategie erlauben würden, liegen nicht vor. So erlaubt die derzeitige Datenbasis auch keine verläßliche Aussage zur Gefährdung der Rauhhautfledermaus in Europa.

Die Problemlage verdeutlicht sich insbesondere an der Bewertung der aktuellen Verbreitungs- und Ausbreitungssituation in Ost- und Westeuropa. Die präsentierten Nachweise aus dem westlichen Mitteleuropa können in unterschiedlicher Weise interpretiert werden:

  • Die Vorkommen der Rauhhautfledermaus in Mittel- und Westeuropa wurden in der Vergangenheit übersehen bzw. mit der Zwergfledermaus verwechselt.
  • Die Rauhhautfledermauspopulation in Osteuropa wächst und expandiert in bislang unbesiedelte Lebensräume in Mittel- und Westeuropa.
  • Mit der Westausbreitung reagiert die Rauhhautfledermaus auf bislang unerkannt gebliebene negative populationsbiologische Entwicklungen in den östlichen Vorkommensgebieten.

Methodische Hemmnisse

Wie bereits erläutert, lassen sich die als "Puzzlestücke" vorliegenden Daten aus methodischen Gründen nur bedingt zu einem Bild zusammenfügen. Die Gründe dafür liegen zum einen in der mehr oder weniger ausgeprägten Individualität und "Territorialität" der Fledermausbearbeiter sowie zum anderen in bislang international kaum oder nicht abgestimmten Untersuchungsmethoden. Während einige Fledermausbearbeiter ihre Ergebnissen schwerpunktmäßig durch Beringung oder Netzfang gewinnen, konzentrieren sich andere auf den Einsatz von Fledermausdetektoren oder die Kontrolle von Kastengebieten. Die Folge kann beispielsweise sein, daß eine in Lettland mit dem Netz gefangene und beringte Rauhhautfledermaus in ein Überwinterungsquartier in den Niederlanden wechselt, unterwegs in einem ostdeutschen Kastengebiet anhand des Ringes auch identifiziert wird, dann aber von einem bei Rotterdam mit dem Batdector arbeitenden Fledermauskundler nicht als beringtes Tier erkannt werden kann.

Proposals for action - Handlungsempfehlungen

Schritt 1: Ansammlung und Auswertung vorhandener Daten

Die vordringliche Aufgabe der Fledermausforschung und des Fledermausschutzes an Rauhhautfledermäusen besteht in der zentralen, international koordinierten Sammlung der bereits vorliegenden Daten. Dazu müssen die Beringungsdaten, Fundnachweise und die Erkenntnisse zu den Habitatanforderungen von den einzelnen Fledermauskundlern für eine zentrale Datensammlung zur Verfügung gestellt werden. Mit Hilfe eines geographischen Informationssystems kann dann die länderübergreifende Zusammenfassung, Auswertung und Bewertung der Befunde erfolgen.

Schritt 2: Internationaler Zensus

Parallel dazu erfolgt – koordiniert durch mit Schritt 1 beauftragte Einrichtung - der Aufbau eines länderübergreifenden Beobachternetzes, das nach einheitlichen Standards und Methoden einen internationalen Rauhhautfledermaus-Zensus durchführt.

Ziele dieser Maßnahmen sind:

  • Erfassung der Rauhhautfledermausvorkommen und –bestände im gesamten europäischen Verbreitungsgebiet.
  • Identifikation der Paarungs-, Überwinterungs- und Wochenstubengebiete sowie bevorzugter Rastgebiete.
  • Ermittlung der Wanderwege bzw. Wanderräume.

Nach Möglichkeit sollte der Zensus jeweils die gesamte Landesfläche abdecken. Wo das nicht durchführbar ist, erfolgt die Datenerhebung in repräsentativen Probegebieten. Bevorzugt sollten dabei jene Gebiete bearbeitet werden, in denen bereits in früheren Jahren quantitative Erfassungen stattfanden. Dadurch werden trotz der unvollständigen Zählungen Rückschlüsse auf längerfristige Bestandstrends möglich. Alternativ wäre die Bestandsermittlung mit Hilfe von Fragebogen denkbar, sofern die Methode durch direkte Zählungen in Probegebieten begleitet werden.

In jedem Land sollte ein nationaler Koordinator für die Zusammenführung und Auswertung der Daten verantwortlich sein. Nach Möglichkeit sollte die Bestandserfassung von einem oder wenigen sachkundigen Personen durchgeführt werden. Sofern diese Verfahrensweise aufgrund der Großflächigkeit des Landes bzw. hoher Rauhhautfledermausdichten nicht tauglich ist, sollte der Landeskoordinator regionale Mitarbeiter benennen, mit denen das methodische Vorgehen im Detail abzustimmen ist.

Die Ergebnisse der Bestandserfassung sollten möglichst bald nach Abschluß des Zensus in Fachzeitschriften publiziert werden (z.B. EUROBATS National Report). Außerdem sollten die Daten nach Abschluß des Zensus der Koordinationsstelle für eine zusammenfassende Übersicht und vergleichende Analyse der Daten aller Länder zugeleitet werden.

Eine gewisse formale und methodische Übereinstimmung (Netzfang, Beringung, Batdetector, Kastenkontrolle u.a.) ist erforderlich, um die Vergleichbarkeit der erhobenen Daten zu gewährleisten. Beispielsweise sollten im Detail die Zahl der besetzten Tagesquartiere, die Zahl der Wochenstuben oder die Zahl der Paarungs- und Überwinterungsquartiere ermittelt werden. Soweit möglich sollten darüber hinaus weitere populationsbiologischen Parameter (Anzahl der Jungtiere, Koloniegröße, Geschlechter usw.) erhoben werden.

Wichtig für das Gelingen des internationalen Rauhhautfeldermauszensus ist die zeitliche Begrenzung des Vorhabens.

Darüber hinaus steht und fällt der Erfolg der Maßnahme mit der Organisation und Leitung des Zensus. Die Aufgaben der Koordinationsstelle müssen deshalb einer Institution übertragen werden, die zum einen über die notwendige fachliche Kompetenz, zum anderen aber auch über das erforderliche technische Equipment verfügt.

Es ist zu erwarten, daß die Durchführung des Zensus sowohl auf Seiten der Koordinationsstelle als auch bei den nationalen und regionalen Koordinatoren mit zusätzlichen Kosten verbunden sein wird, die die finanziellen Möglichkeiten der Beteiligten überschreiten werden. Ohne finanzielle Unterstützung insbesondere auch der osteuropäischen Wissenschaftler und Naturschützer wird das Vorhaben kaum Erfolgschancen haben.

Schritt 3: Populationsbiologische Forschung

Auf der Grundlage der in Schritt 1 und Schritt 2 gewonnenen Erkenntnisse wird im dritten Schritt ein internationales Forschungsvorhaben initiiert, daß in ausgewählten Gebieten des Verbreitungsareals auf die Bearbeitung folgender populationsbiologischer Fragestellungen abzielt:

  • Welche landschaftsökologischen Parameter kennzeichnen die Wochenstuben- und Überwinterungsgebiete der Rauhhautfledermaus?
  • Wo befinden sich die Paarungs-, Rast- und Überwinterungsgebiete und anhand welcher landschaftsökologischen Parameter lassen sie sich identifizieren?
  • Wie überwintert die Art?
  • Welche Faktoren(-komplexe) bestimmen das saisonale Ortwechselverhalten?
  • Welche Wechselwirkungen zwischen menschlichen Aktivitäten und Rauhhautfledermäusen gibt es und wie wirken sich menschliche Einflußnahmen auf die Populationen aus?

Im Detail sind dazu

  • die relevanten Parameter der Wald- und der umgebenden Landschaftsstruktur zu erfassen,
  • in Waldgebieten zwischen Ende Juni und Anfang Oktober sechs flächendeckende Begehungen durchzuführen und durch Einsatz von Detektor- und Netzfangmethoden Vorkommen und relative Häufigkeit territorialer Männchen zu ermitteln,
  • in der Umgebung dieser Waldflächen mit Transektmethoden zwischen Ende Juli und Oktober die (relative) Häufigkeiten der Weibchen zu bestimmen (Detektor),
  • mit Hilfe von Fledermauskästen der jahreszeitliche Bestand der Rauhhautfledermäuse zu erfassen.

Ergänzend wären Untersuchungen zur Klärung der Bedeutung und der Auswirkungen der saisonalen Ortswechsel unter populationsgenetischen Gesichtspunkten wünschenswert.

Schritt 4: Bericht, Empfehlungen und Leitlinien

Nach Abschluß des Zensus und der ergänzenden populationsbiologischen Freilanduntersuchungen sollte ein ausführlicher Abschlußbericht erstellt werden,

  • der die Leitlinien für die Erhaltung der Rauhhautfledermaus und ihrer Lebensräume beinhaltet,
  • die zu schützenden Paarungs-, Überwinterungs-, Wochenstuben- und Trittsteingebiete (NATURA 2000 usw.) benennt sowie Empfehlungen für Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen beinhaltet,
  • die Prioritäten für weitere Forschungsprojekte und Zensus-Vorhaben definiert.

Als Ergebnis dieses Programms wäre ein sehr genaues Bild der Bestandssituation und –entwicklung, der Phänologie (jahreszeitliches Vorkommen) und des Ortswechselverhaltens der Rauhhautfledermäuse im europäischen Verbreitungsgebiet zu erwarten.

Das erarbeitete Schutz- und Identifizierungskonzeptes gäbe darüber hinaus erstmals die Möglichkeit, gezielt für Fledermäuse relevante Lebensräume und Landschaftsstrukturen ohne vorherige Untersuchung anzusprechen und sicherzustellen. Dies wäre besonders für Eingriffsplanungen von großer Bedeutung, da Fledermäuse in der Regel nicht zu den untersuchten Tiergruppen, beispielsweise einer UVP, gehören. Mit diesem Instrument wäre die Planungsbehörden in der Lage, entsprechende Maßnahmen fachlich hinreichend fundiert zu begründen.

Herman Limpens (Wageningen/NL) & Ralf Schulte (NABU-Akademie Gut Sunder)

Weiterführende Links

Frau Dorothea Barre beabsichtigt, den Rauhhautfledermaus-Zensus zu koordinieren. Weitere Informationen über: Jüdes-Ultraschall, Inh. D. Barre, Schneiderkoppel 21, D-24109 Melsdorf, Tel. ++49 (0) 4340 / 1460, Fax ++49 (0) 4340 / 1417, eMail: barre@juedes-ultraschall.de.

Zu Teil 2: Zur Biologie und Ökologie der Teichfledermaus (Myotis dasycneme) sowie Handlungsempfehlungen für den Schutz

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Die Tagungsveranstaltung wurde vom Bundesamt für Naturschutz aus Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Die Veranstaltungsinhalte und -ergebnisse geben nicht unbedingt die Meinung des Bundesumweltministeriums, des Bundesamt für Naturschutz oder des Naturschutzbund Deutschland (NABU) wieder.